Kameradschaft der Feldjäger e.V.
Ortsverbände: Bremen und Oldenburg/Wilhelmshaven 
 
 
 

Ortsverband Bremen

10.08.2025 - Der Truppenübungsplatz Bergen – vor, nach der Entstehung und bis zum heutigen Tage!

So lautete das Motto des OV MUNSTER, welches mit wunderbarem Wetter, strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und hervorragender Organisation begann.

Dies sorgte bei und vor der Veranstaltung bei allen Teilnehmern für gute Laune und Aufregung über all die angekündigten Orte.
Der Tag begann am Kompaniegebäude des 2./Feldjägerregiments 2 (2./FJgRgt2) in der HINDENBURG-Kaserne (HiBuKa) in MUNSTER. 1. Vorsitzende, Stabsfeldwebel Mike-John Wille informierte über den Ablauf der Besichtigungsorte und übergab als Dankeschön an Herrn A. SCHWANZ (Truppenküche HiBuKa) und Fw T. JASINKSI (Truppenübungplatzkommandantur BERGEN) den Coin der Kameradschaft der Feldjäger. Beide hatten sich an der Organisation für diesen Tag beteiligt.
34 Gäste/Teilnehmer, darunter Familien mit ihren Kindern, wurden in den für uns von der 2./FJgRgt 2 bereitgestellten Dienstfahrzeuge aufgeteilt. In „Kolonne“ ging die Fahrt zum 1. Besichtigungsort, der Besuch bei den Sieben Steinhäuser bei Osterholz. Diese befinden am Rande des Truppenübungsplatz BERGEN (TrÜbPl), welches auch gleichzeitig ein TrÜbPl der NATO ist. Die Sieben Steinhäuser, auch Siebensteinhäuser, sind eine Gruppe von fünf Großsteingräbern auf dem TrÜbPl BERGEN in der Lüneburger Heide. Diese 3.500 Jahre alten Gräber zählen zu den bedeutendsten archäologischen Denkmälern zwischen Hamburg und Hannover und stehen seit 1832 unter Denkmalschutz. Das war nicht nur ein Highlight für uns, wir fragten uns auch, wie kommen diese Steine dorthin und wie wurden sie bewegt?!

Im Auto merkten wir schon alle, dass es heute eine holprige Fahrt werden würde, wurden wir doch schon heftig hin- und hergeschaukelt. Anschließend besuchten wir das Übungsdorf Schierenbleeken. Es dient als wichtiger Trainingsort für Infanteristen und ist immerhin Teil des größten Truppenübungsplatzes Westeuropas und in drei Landkreisen aufteilt. Soldaten üben hier unter realistischen Bedingungen für den Ernstfall.  Weiter ging die Fahrt zum 3. Ort, an den Schafmoorsee, wo uns ein großes Frühstück mit Kaffee und anderen diversen Getränken erwartete. Der Schafmoorsee ist ein wahres Naturparadies, welches Ende der 60er Jahre entstand und Sand für die Erstellung weiterer Schießbahnen benötigt wurde. Der See ist 8 ha groß und in der Mitte 8 m tief. Mit seinem eiskalten und klaren Wasser ist der See ein wahres Natur-, aber auch Angelparadies und wird bei Moor- und Waldbränden für die Löschwasserentnahme genutzt. Alle waren begeistert von dieser wunderschönen, naturbelassenen Landschaft und wären gerne noch länger geblieben. Gestärkt und mit gut gefüllten Mägen ging unsere spannende Fahrt über den TrÜbPl BERGEN weiter, gab es doch noch einige Besichtigungsorte anzufahren. Schloss BREDEBECK – ein verlassenes Schloss im Celler Nordkreis, welches seit 1936 vom Militär genutzt worden ist. Erst residierte dort die Wehrmacht, nach dem Krieg die Briten und die letzten Bewohner, gut zwei Dutzend ledige Aufklärungsoffiziere der „Lancers“, wären gewiss gern in BREDEBECK geblieben. Die jungen Nachwuchskräfte des Regiments wurden dort rund um die Uhr bestens versorgt, lebten wie in einem Hotel in komfortablen Einzelzimmern, durften ihre Pferde mitbringen und hatten es auch zum Golfplatz nicht weit. Leider herrscht jetzt überall gähnende Leere. Das Schloss BREDEBECK wurde erstmalig 1476 erwähnt und ist gemäß seiner Größe und Funktion eigentlich ein Herrenhaus. Das Gebäude steht in Niedersachsen zwischen den ehemaligen Orten HÖRSTEN und HOHNE, die im Zuge der Errichtung des TrÜbPl BERGEN verschwanden. Das Schlossgelände wurde 1936 in den Bereich des TrÜbPl BERGEN einbezogen und ab 1945 war es das Offizierkasino der Kommandantur der britischen Armee. Da es sich im militärischen Sicherheitsbereich des TrÜbPl BERGEN befindet, ist es für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Und wieder hieß es: wir müssen weiter! Nächster Autostopp war „Das ominöse Lazarett“ (Glynn-Hughes Hospital). Einem verlassenen Wehrmachtskrankenhaus Komplex auf dem TrÜbPl BERGEN nahe der Gedenkstätte BERGEN-BELSEN. Das Krankenhaus diente der Wehrmacht bereits als Lazarett und so gibt es in und an den Gebäuden noch eindeutige Merkmale, wie ein Parteiadler und Vaterlandsparolen in Stein gemeißelt.
Die Zeit ab 1945 ist gut dokumentiert. Der britische Militärarzt Hugh Llewelyn Glyn Hughes vertrieb 1945 die deutschen Soldaten aus dem Krankenhaus und versorgte dort die Überlebenden des Konzentrationslagers (KZ) BERGEN-BELSEN. Nun steht es seit einigen Jahren leer und verfällt. Der Komplex ist in Google Maps tatsächlich als "Wehrmachts-Lazarett" eingetragen. Die Gebäude sind von außen durch Tore und Zäune abgeriegelt und vermittelten einen gespenstischen Eindruck.
In den Wäldern rundherum gibt es keine typischen Waldgeräusche, keine Tierlaute. Weder die Engländer noch die Stadt BERGEN wollen die Gebäude haben. Es ist ein unheimlicher Ort. Über die Zeit vor 1945 gibt es in der Bergener Bevölkerung starke und eindeutige Gerüchte von grausamen Behandlungen und Experimenten an Menschen. Aber nicht nur das. Elektriker, die in den Gebäuden vor ein paar Jahren Stromkabel abklemmten und Sicherungskästen ausbauen sollten und mit Lageplänen unterwegs waren, berichten von zugemauerten Gängen und unerreichbaren Räumen.
Auf dem Gelände gibt es auch eine kleine verfallene Kirche. Unheimlicherweise befindet sich in der Kirche heute noch ein Seziertisch, wo nicht dokumentierte Behandlungen vorgenommen wurden. Für uns ein Ort, den wir bestimmt nicht missen werden, aber auch so schnell nicht vergessen werden!
Nun fuhren wir den 6. Punkt unseres Ausfluges an, den Besuch der Westwallanlagen im Bereich der Schießbahn 1 und Umgebung. Mit unseren geländefähigen Fahrzeugen befuhren wir das Gebiet, an der auch die gesuchten Übungsobjekte liegen. Die Bunker lagen versteckt zwischen Bäumen in einer sehr hügeligen Landschaft. Wer mochte, konnte sie sich ansehen. Unser nächster Stopp führte uns vorbei an der Niedersachsen-Kaserne, zum Roundhouse, welches wir von unseren Fahrzeugen aus besichtigten. 1936 wurde im Norden des Kasernengeländes, direkt an einem ehemaligen Mühlenteich, ein imposantes, architektonisch ungewöhnliches Gebäude errichtet. Es diente den auf dem TrÜbPl stationierten Offizieren als Kasino. Das Haus hat auf Grund seiner runden Frontseite von den britischen Armeeangehörigen den Namen „Roundhouse“ bekommen, es hat aber eher einen hufeisenförmigen Grundriss. Der Veranstaltungsraum bietet Platz für ca. 800 Personen und das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Danach besuchten wir den „Kleinen Friedhof“, der damals aus der Not heraus (man wusste nicht, wohin mit den vielen Verstorbenen) entstanden ist, welches am Südrand der Kaserne liegt. Hier liegen die Insassen, die kurz nach der Befreiung des KZ starben, darunter auch einige Funktionshäftlinge („Kapo“), die später von anderen Häftlingen getötet wurden. Auf diesem Friedhof liegen jedoch überwiegend politische Häftlinge aus der Sowjetunion, Polen, Frankreich und Belgien, sowie um Juden aus Ungarn und Polen sowie Sinti, Roma und Muslime.
Unsere vorletzte Anlaufstelle war das Erholungsgebiet Achterberg. Achterberg war einst ein ehemaliges Gut mit ausgedehnter Erholungsanlage in der Fallingbosteler Heidmark und liegt auf dem heutigen TrÜbPl Bergen. In dieses Erholungsheim (Achterberg) kamen früher viele Flüchtlinge unter. Heute ist Achterberg ein Wohnplatz, der zur gemeindefreien Gebietes Osterheide gehört. Auf einem etwa 140 Meter hohen Berge, an der äußersten Grenze des Besitztums, wurde ein zirka 30 Meter hoher Aussichtsturm errichtet, von dem man einen weiten Ausblick über die ganze Südheide hat. Zur Jahreswende 1953/54 wurde die Auflösung der Administration Achterberg und damit auch des landwirtschaftlichen Betriebes verfügt.
„Heute erinnern uns nur noch die Eingangsstufen und Fundamente des Herrenhauses, der Gedenkstein für Generaloberst Freiherr von Fritsch, die Überreste der Haupteingangstore zum Hof Achterberg, das Mausoleum der Familie Mißler auf dem ‚Buckberg‘, die Fundamente des Teehauses und zahlreiche Obstbäume, an die wechselvolle Geschichte von Achterberg.“
Zum Abschluss unserer langen Tour fuhren wir zum einsamsten Ort Deutschlands. Gemessen am maximalen Abstand zu Gebäuden, befindet sich auf dem TrÜbPl, wo der Abstand zum nächsten Gebäude bis zu 6,3 Kilometer betragen kann. Zum großen Stein, der weit in der Heidelandschaft steht, der diesen markiert, mussten wir lange laufen. Gerade jetzt zeigt sich die Lüneburger Heide von ihrer schönsten Seite – ein endloser Teppich aus rosa und lila Blüten.
Der heutige Tag führte uns ca. 7 Stunden und mit ca.170 gefahrenen Kilometern durch weite, offene Landschaften und urige Wälder, vorbei an Schießanlagen, Bunkern und alten Panzern. Die abenteuerliche Wegbeschaffenheit hielt uns Ausflügler zusätzlich bei Laune und trotz gelegentlicher Schieflage – bedingt durch Schlaglöcher und sandigen Boden – und einer im wahrsten Sinne des Wortes festgefahrenen Situation, brachten uns die erprobten Fahrer unversehrt und vollständig ans Ziel! Wieder zurück in der HiBuKa erwartete uns ein leckeres Grillbuffet mit köstlichen Beilagen. Ob frisches Brot, cremige Dips, Soßen oder Salate, alles war perfekt. Diese Stärkung hatten wir uns nun aber auch verdient. Vielen lieben Dank an die Kameraden, die für das leckere Grillbuffet zuständig waren.
Nun bleibt nur noch zu sagen: Herzlichen Dank für diesen großartigen Tag. Ein Tag voller neuer Eindrücke und Begegnungen. Einblicke in spannende Orte, die normalerweise der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Sie werden für uns unvergesslich bleiben.
Wie können die Betroffenen das damalige Geschehene und Erlebte verarbeiten? Oder können sie diese Zeit überhaupt vergessen?

Zum Schluss möchte ich ein riesengroßes Dankeschön an einen hoch motivierten 1. Vorsitzenden, Kamerad Mike-John Wille, seinem Team und an die Herren der Kommandantur für ihre Hilfe und Unterstützung aussprechen, die diesen Tag möglich gemacht haben.




Text und Bilder: Marion Gümmer

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